Abfall­vermeidung
als Lebensstil

Kleine Schritte – Große Auswirkungen

In Anbetracht der grundsätzlich zu hohen Abfallmengen, stellt sich die Frage, wie Abfall vor dessen Entstehung vermieden werden kann. Mit dem Österreichischen Abfallvermeidungsprogramm 2023 und dem Prinzip der „Abfall-Hierarchie“ werden Richtlinien für ein abfallvermeidendes und damit umweltschonendes Verhalten für Privatpersonen und Betriebe festgehalten.

Nicht nur Unternehmen können durch ein abfallschonendes Produktdesign Müll reduzieren, sondern jeder Einzelne. Durch bewusste Konsumentscheidungen und einem nachhaltigen Lebensstil ist es möglich, einen großen persönlichen Beitrag zu leisten. Bedenkt man beispielsweise, dass weltweit etwa ein Drittel aller Lebensmittel weggeworfen werden, wird deutlich, wie dringend eine höhere Sensibilisierung für dieses Thema notwendig ist. Auch der AWV-Lungau unterstützt Maßnahmen und Aktionen, die regional zu einem vermindertem Abfallaufkommen beitragen.

Zum Bundes-Abfallwirtschaftsplan

Die Abfall-Hierarchie

Abfallvermeidung als größtes Ziel

Ein zentraler Bestandteil des österreichischen Abfallrechts ist die „Abfall-Hierarchie“. Dieses Prinzip wird auch im Abfallwirtschaftsgesetz 2002 festgehalten.

Die höchste Priorität in der Abfallwirtschaftskette hat demnach die Abfallvermeidung, gefolgt von Wiederverwendung, Recycling, sonstige Verwertung (z.B. energetische Verwertung) und schließlich der Beseitigung von Abfällen.

Vermeidung

Darunter werden alle Maßnahmen verstanden, die das Aufkommen von Abfall verhindern, bevor er überhaupt entsteht. Es wird unterschieden zwischen quantitativer Vermeidung (vollständige oder teilweise Vermeidung von Abfall) und qualitativer Vermeidung (Verbesserung der Abfallqualität).

Vorbereitung zur Wiederverwendung

Darunter versteht man jegliche Verfahren (Prüfung, Reinigung, Reparatur), welche vermeintlichen Abfall wieder funktionstüchtig machen. Dies führt zu einer Verringerung des Ressourcenbedarfs und des Energieverbrauchs.

Stoffliche Verwertung

Recycling ist die Rückführung von Abfällen in den Wirtschaftskreislauf durch industrielle Wiederaufbereitung. Die Materialien können entweder dem ursprünglichen oder einen anderen Zweck dienen. Durch Recycling werden unter anderem neue Wirtschaftszweige und Arbeitsplätze geschaffen.

Thermische Verwertung

Dabei wird in Abfallverbrennungsanlagen Energie in Form von Strom oder Wärme erzeugt. Somit hat diese Art der Verwertung einen höheren Stellenwert als die Beseitigung.

Beseitigung

Nicht verwertbare Abfälle werden durch biologische, thermische, chemische oder physikalische Verfahren behandelt. Zurück sollen möglichst unschädliche Rückstände bleiben.

Reparatur­café

Projekt Reparieren statt Neukaufen

Reparaturcafés werden im Lungau seit 2016 veranstaltet, um kleinere Mängel bei defekten Geräten oder Textilien zu beheben, und das kostenlos. Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen versuchen ehrenamtlich die mitgebrachten Gegenstände zu reparieren oder unterstützen die Teilnehmer dabei, Mängel selbst zu beheben. Alles was selbst getragen werden kann, wird unter die Lupe genommen.

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– beispielsweise elektrische Haushaltsgeräte wie Kaffeemaschinen, Radios und CD-Player, diverse Küchengeräte sowie Kleidungsstücke und kleinere Möbel.

In erster Linie geht es bei dieser Veranstaltung um die Reduzierung von Abfall, indem die Produktlebensdauer erhöht und unnötige Neuanschaffungen vermieden werden. Darüber hinaus soll auch die mittlerweile verkümmerte Fähigkeit zum Selbermachen gestärkt und Fachwissen weitergegeben werden.

Im Reparaturcafé sollen Menschen lernen, Gegenstände auf andere Weise wahrzunehmen und neu wertzuschätzen. Egal ob eine Reparatur gelingt oder nicht, können Erfahrungen bei Kaffee und Kuchen ausgetauscht werden. Mittlerweile hat der AWV-Lungau mehr als 15 Reparaturcafés in verschiedenen Lungauer Orten organisiert, wobei von den rund 800 mitgebrachten Geräten 70 Prozent repariert werden konnten. Informiere Dich unter Wissenswertes über die nächsten Termine in Deiner Umgebung – der AWV-Lungau freut sich auf Deinen Besuch!

Reparatur­bonus

Reparieren und Profitieren

Seit April 2022 gibt es eine Förderaktion des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) welche die Reparatur von elektrischen und elektronischen Geräten unterstützt. Privatpersonen mit Wohnsitz in Österreich können einen Reparaturbonus beantragen, welcher bis zu 50 Prozent der gesamten Reparaturkosten (insgesamt maximal 200 Euro) deckt. Weiters werden bis zu 30 Euro für die Einholung eines Kostenvoranschlags übernommen. Bis 2026 stehen Mittel in der Höhe von 130 Millionen Euro aus dem „Next Generation EU“ Wiederaufbaufond der Europäischen Union zur Verfügung. Gefördert werden Elektro- und Elektronikgeräte, die üblicherweise in privaten Haushalten verwendet werden. Das sind Geräte mit Netzkabel, Akku oder Batterie aber durchaus auch nicht elektronische Bauteile von Elektro- und Elektronikgeräten (z.B. defektes Bauteil einer Kaffeemaschine).

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Die Vorteile einer Reparatur gegenüber einem Neukauf sind vielseitig. Einerseits wird das Elektroschrottaufkommen reduziert und Ressourcen sowie Energie gespart. Andererseits ist eine Reparatur in den meisten Fällen günstiger, insbesondere mit dem Reparaturbonus. Darüber hinaus werden lokale Reparaturbetriebe und handwerkliche Tradition gestärkt sowie Arbeitsplätze geschaffen. Weitere Details zum Reparaturbonus, dem Ablaufverfahren und dem Online-Formular zur Erstellung des Reparaturbonus erfährst Du hier.

Windel­gutschein

Clever handeln und Geld sparen

Abfallvermeidung kann bereits im Kleinen beginnen, besser gesagt bei den Kleinsten. Beim Kauf von Windeln gibt es die Entscheidungsmöglichkeiten zwischen Einweg- oder Mehrwegwindeln. Durch die Wahl von ökologischen Stoffwindeln kann man jedoch nicht nur zusätzlichen Müll vermeiden, sondern auch Geld sparen und die Gesundheit des Kindes fördern, was auch in neuesten Studien bestätigt wurde.

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Die Verwendung von Stoffwindeln tragen demnach zu einer CO2 Verminderung von bis zu 40 Prozent und einem Abfallersparnis bis zu einer Tonne gegenüber Wegwerfwindeln (schwer deponierbarer Nassmüll) bei. Die Kostenersparnisse für Familien pro Kind betragen 700 bis 1000 Euro. Darüber hinaus sorgt das nachhaltige Material für ein angenehmes Windelklima und die breitere Wicklung für eine gesunde Entwicklung der Hüftgelenke. Da die Babys früher den Zusammenhang zwischen nass sein und nassmachen wahrnehmen, werden sie meistens früher sauber.

Eine Hürde beim Kauf der Mehrwegwindeln sind jedoch die erhöhten Erstanschaffungskosten. Durch die Windelgutschein-Aktion des AWV-Lungau soll die Anschaffung erleichtert werden. Gemeinsam mit den Lungauer Gemeinden, dem regionalen Fachhandel und dem Verein WIWA werden Gutscheine in der Höhe von 51 Euro ausgestellt. Den Gutschein erhältst Du gegen Vorlage des Mutter-Kind-Passes direkt im regionalen Mehrwegwindel-Fachgeschäft. Der Händler zieht den Gutschein vom tatsächlichen Kaufpreis ab, wobei ein Kauf einer Grundausstattung im Wert von mindestens 250 Euro Voraussetzung ist (Ersparnis von bis zu 20 Prozent). Im Lungau können die Windelgutscheine in der Wollstube Resi Klein (Kirchengasse 7, 5580 Tamsweg) erworben und eingelöst werden.

Umwelt­schonend leben

Die besten Tipps zur Abfallvermeidung

  • Produkte mit wenig Verpackung kaufen
  • Einwegverpackungen meiden
  • Verpackungen aus nur einem Material kaufen
  • Beim Einkaufen Jutesackerl statt Plastiksackerl
  • Papierverbrauch durch die Verwendung von Recyclingpapier reduzieren
  • Secondhand statt Neukauf
weitere Tipps
  • Essensabfälle durch gute Wochenplanung verringern (Einkaufszettel schreiben und Packungsgröße richtig wählen)
  • Reparieren statt Wegwerfen
  • Borgen, Leihen oder Mieten
  • Leitungswasser statt Wasser aus der Plastikflasche
  • Brotdose statt Alufolie
    Akkus statt Batterie

Lebensmittel­verschwendung

Lebensmittel sinnvoll nutzen

Lebensmittelverschwendung ist ein sehr aktuelles Thema und stellt die Gesellschaft vor die unterschiedlichsten Probleme. Denn die Verschwendung fängt nicht erst dann an, wenn schlecht gewordenes Gemüse in die Biotonne wandert, sondern startet bereits bei der Produktion von Lebensmittel.

Produkte mit augenscheinlichen Mängeln können beispielsweise nicht verkauft werden, da der Großteil der Kunden nur für „perfekte Ware“ bezahlen möchte. So wird in Österreich beispielsweise nur jede dritte Karotte geerntet. Durch die vorgeschriebenen Mindesthaltbarkeitsdaten werden im Supermarkt anschließend unzählige Tonnen an eigentlich genießbaren Lebensmitteln direkt weggeworfen.

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Dabei wurde herausgefunden, dass etwa Milchprodukte wie Jogurts mehrere Wochen nach deren Ablaufdatum noch genießbar sind. In den privaten Haushalten geht die Lebensmittelverschwendung dann weiter. So landet etwa ein Drittel aller gekauften Lebensmittel in der Mülltonne. Über die Hälfte davon könnte laut WWF vermieden werden. Für das Land Salzburg wurde ermittelt, dass pro Einwohner und Jahr 27 Kilogramm an vermeidbaren Lebensmittelabfällen in der Restmülltonne landen. Die Biotonne ist dabei noch gar nicht einbezogen. Das entspricht einer Menge von 15.000 Tonnen genießbarer Lebensmittel pro Jahr. Damit könnte die Lungauer Bevölkerung ein ganzes Jahr lang ernährt werden.

Abgesehen von den finanziellen Verlusten (pro Person werden in Österreich jährlich 235 Euro an Lebensmittel weggeworfen), hat diese enorme Lebensmittelverschwendungen auch umweltrelevante Folgen. Bedenkt man beispielsweise, dass 24 Prozent der CO2 Emissionen weltweit auf die Landwirtschaft zurückzuführen sind, wird deutlich, wie wichtig ein verantwortungsbewusster Umgang mit Lebensmittel ist. Darüber hinaus kann man sich eine erhöhte Lebensmittelverschwendung angesichts der Hungersnot in Teilen der Welt und der wachsenden Weltbevölkerung nicht mehr leisten.

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
  • Einkauf planen (Vorräte überprüfen – Einkaufzettel schreiben)
  • Nicht hungrig einkaufen gehen
  • Nicht unüberlegt Sonderangebote kaufen
  • Mindesthaltbarkeitsdatum beachten
  • Auf die richtige Lagerung des Produktes achten
  • Auf die richtige Ordnung im Kühlschrank achten (Temperaturunterschied)
  • Richtig einfrieren

Too Good To Go

Lebensmittel retten

Mittlerweile gibt es auch Maßnahmen gegen die massive Lebensmittelverschwendung. Eine sehr populäre Initiative ist die Handy-App „Too Good To Go“, die es den Konsumenten ermöglicht, überschüssiges Essen von Supermärkten, Bäckereien, Restaurants oder Cafés zu einem vergünstigten Preis zu kaufen. Auch im Lungau nehmen mehrere Betriebe an dieser Initiative teil.

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